Das Hauptelement im Werk von Monika Ritter
sind Eros, Witz und Melancholie.

Das Motiv ist immer der Anlass, der warme Impuls,
der zur Form drängt.
Die Form wird ganz exemplarisch bestimmt durch die
Vorgehensweise im jeweiligen Material.

In der Steinskulptur leuchten die tektonisch klar gesetzten
Volumina prall-konvex, gelegentlich verschmolzen in ein
heiteres Wellenspiel, so dass man von einer “lächelnden
Form” sprechen könnte.

Auch in den Bronzen herrscht das Sinnlich_Humorige vor
bis hin zur Karikatur, ähnlich dem graphischen Werk, doch
im Gegensatz zum Stein ist das Volumen hier meist reduziert
und zeichenhaft ausgedünnt.

In ihrer warme Kreatürlichkeit verführt uns die Skulptur von
Monika Ritter dazu, sie zu berühren.

Bei aller Eigentümlichkeit ihrer Formulierung geht es
sowohl um einen persönlichen Ausdruck, wie um die universelle Empfindung.

Gerd Weiland, Bildhauer

 

 

Denkmal für Tiere (2023)
Monika Ritter

Ecke Bohlenplatz 1/ Friedrichstraße
91054 Erlangen

Ein leicht unregelmäßiger Würfel (von 80–85 cm Kantenlänge) aus kroatischem Kalkstein, dem „Kanfanar“ aus Istrien wurde so bearbeitet, dass amorph anmutende Ansichten entstanden, die jeweils einer Tierart in Nischen bzw. auf Flächen Platz bieten: Ein sitzender Beagle, das ist die am häufigsten in Tierversuchen verwendete Hunderasse, ein Affe, der am Hals in einem sogenannten Primatenstuhl, wie er in der Hirnforschung verwendet wird, fixiert ist, vier Kaninchen, die komplett – wie jeweils in einem Kasten im Labor, in dem sie sich nicht bewegen können, – eingeschlossen sind, so dass sie nur mit ihren Köpfen aus dem hellen Stein hervorschauen sowie ein hinter Gittern eingepferchtes Schwein. Oben auf den Rändern des Steins sind zwei Meerschweinchen sowie eine Maus zu sehen – Tiere, die zwar am häufigsten in Tierversuchen leiden und sterben, hier aber das Weite zu suchen scheinen.
Jede Seite kann für sich betrachtet werden, bietet aber Dank der Plastizität des Figurenblocks beim Umschreiten interessante Überschneidungen.
Die Tiere sind alle in einem Non-finito gehalten, also einer seit Michelangelo und damit seit der italienischen Renaissance verwendeten künstlerischen Ausdrucksform, bei der in unserem Fall komplett durchgearbeitete mit unvollendet gehaltenen Partien kontrastieren, bis dahin, dass grobe Einschläge des Meißels stehen bleiben. In der Moderne ist dies zu einem ästhetischen Ausdrucksmittel geworden, welches jedoch die meisterliche Beherrschung der Bildhauerkunst voraussetzt, da ein Spannungsbogen bei den Non-finito-Plastiken aufgebaut wird zwischen der Sichtbarkeit des menschlichen, hier künstlerischen Eingriffs und dem Naturzustand des Materials, hier des Steines. Auch die eingefrästen Sockelinschriften des Denkmals spielen mit dem Gegensatz zwischen menschlichem Gestaltungswillen und dem Naturzustand des Materials, da in den Vertiefungen der Buchstaben die Kieselsteine der Betonmischung sichtbar werden.
Die Skulptur ruht nämlich auf einem gleich hohen Betonsockel, der an drei Seiten eine elegant vertiefte Inschrift trägt: „TIERE HABEN RECHTE“, „ÄRZTE GEGEN TIERVERSUCHE ERLANGEN“ und „M.V.D. 2023“.
Die Initialen M.V.D. würdigen Margrit Vollertsen-Diewerge (*1933), die als Mitglied – obwohl Journalistin und Autorin, aber keine Ärztin – von „Ärzte gegen Tierversuche e.V.“ die treibende Kraft bei dem Denkmalprojekt war.
Denn das im „Bibelgarten“ vor der Kirche „Kreuz & Quer“ am 29. April 2023 eingeweihte Denkmal ist aus einer Initiative der Erlanger Arbeitsgruppe des bundesweit tätigen Vereins „Ärzte gegen Tierversuche“ (ÄgT) hervorgegangen und wurde durch private Spenden finanziert – Ausschreibung und Realisation waren ein gemeinschaftliches Projekt von Kirche, ÄgT und der Stadt Erlangen.

Das auf einen Wettbewerb zurückgehende vollplastische Werk – bei dem u.a. die Tierarten vorgegeben waren – stammt von der in Kalchreuth lebenden und arbeitenden Künstlerin Monika Ritter (*1962). Sie studierte als bereits ausgebildete Holzbildhauerin an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg Bildhauerei, zuletzt als Meisterschülerin bei Professor Wilhelm Uhlig.
Die neben der Graphik vor allem durch ihre Plastiken und Skulpturen ausgewiesene Künstlerin hält in ihrem „Denkmal für Tiere“ eine sinnliche Balance zwischen mitfühlendem Mahnen und heiterer Zuversicht, die der lebendigen Kreatur ein Denkmal setzt, ihrer Schönheit und Faszination.
In einem belebten, innerstädtischen kleinen Park aufgestellt, bietet die Steinplastik spielenden Kindern ebenso Anschauung, wie Tourist*innen oder einheimischen Besucher*innen, die dem vielfältigen Angebot der Kirche „Kreuz & Quer“ nachgehen: Ein Haus für Kirche und Kultur, für Wissenschaft und Feier, für Diskussion und Begegnung. Demnach ein ideal gewählter Aufstellungsort, an dem in der Öffentlichkeit an die Millionen von Tieren, die weltweit durch den Menschen ausgebeutet werden, insbesondere in Tierversuchen, gemahnt und gleichzeitig zum Nachdenken, Nachfragen und Handeln angeregt wird.

Andreas Tacke

 

 

“schlaft gut”

Ein kleines Werk, in dem große Ruhe und Sensibilität liegt.
Aus hellem Juramarmor hat Monika Ritter ein Bettchen aufeschüttelt.
Darin schlummern ein Kind und ein Hund: ein märchenhaftes, ein berührendes Motiv,
das man so noch nicht gesehen hat, und auf dem das Auge gerne ruht.
Aus hartem Marmor schafft die Bildhauerin mit ihrer ganz und gar eigenen Herangehensweise
etwas ungemein Zartes und Empfindsames, das weich und wohlig wirkt.

Herzerwärmende Kunst aus kaltem Stein!

Laudation zum NN Kunstpreis von Dr. Birgit Ruf